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Silke in Amerika

Alice und das Gehirn

28. Oktober 2016 , Geschrieben von Silke Andresen

Alice und das Gehirn

Am Freitag war Microberfest und mein Labor und ich haben uns seit Wochen darauf vorbereitet. Das Microberfest ist eine Art Kostümfest der Mirkobiologieabteilung an der Uni, es gibt ein Thema zu dem man sich passend verkleiden kann, man tritt optimaler Weise mit seinem Laborteam an und es gibt Spiele bei denen man Punkte sammeln kann.

Dieses Jahr war das Thema Disney und nachdem ich eine Liste mit diversen Ideen gemacht und jeden in meinem Labor zwei Wochen lang gefragt habe, habe ich schließlich einfach beschlossen, dass wir Alice in Wunderland machen und das wurde dann auch so akzeptiert. Wir sind eigentlich sieben Leute im Labor, aber drei konnten nicht, also blieben noch Alica als der verrückte Hutmacher, ich als Alice, Huong als das Kaninchen und Chris als die Raupe/ der Tausendfüßler übrig.

Eine Kategorie in der man Punkte holen konnte war ein gruseliger Beitrag zum Buffet. Ich habe mich nach einer Ewigkeit schließlich für einen Gehirnkuchen entschieden. Der Grundplan war erstmal einfach: Red Velvet Kuchen aus Fertigmix backen, schichten und zu einem Gehirn zurechtschneiden. Dann aus irgendwas Gehirnwindungen zaubern und schließlich mit rotem Gele bestreichen, damit es auch schön geglänzt. Soweit so gut…

Beim Mittagessen am Donnerstag habe ich mit absolut jedem in Raum darüber gegrübelt wie man wohl am besten die Gehirnwindungen machen könnte. Schließlich habe ich bei Mama angerufen und siehe da, sie wusste Rat: aus zerbröseltem Kuchen und Schmand. Schmand gibt’s hier nicht, also wurde daraus Frischkäse.

Donnerstag wurden die Kuchen gebacken und Freitag bin ich mittags schon vom Labor nach Hause gekommen um an meinem Gehirn zu arbeiten. Der erste Teil lief problemlos, Kuchen geschichtet und ein Gehirn zurechtgeschnitten. Dann wurde es schwierig. Der ursprüngliche Plan besagte meine Gehirnmasse aus Kuchen und Frischkäse einfach zu rollen und dann auf den Kuchen zu legen, dafür war die Masse aber zu fest und ist zerbrochen, wenn sie geknickt wurde. Schließlich habe ich mit geschmolzener Butter eine Konsistenz erreicht bei der man die Masse einigermaßen auftragen konnte, indem man sie durch einen Spritzbeutel drückt. Lange nicht so perfekt wie ich mir das vorgestellt hatte, aber auch nicht ganz furchtbar. Dann der Guss aus mit Wasser verdünntem Himbeergele; und hier habe ich meinen großen Fehler gemacht: ich habe mein Gele verdünnt um es über den Kuchen zu gießen, dabei lief das Gele zwischen die Windungen und hat den Kuchen angeweicht. Und prompt ist ein Teil meiner tollen Gehirnwindungen wieder abgefallen. In dem Moment wäre es mit meinem Kuchen fast aus gewesen, aber ich habe es gerade so geschafft mich zusammen zu reißen, die Windungen an der Stelle neu zu machen, und meinen Kuchen nicht einfach weg zu schmeißen. Es war nicht mehr so schön wie vorher, aber zum Glück ist es nur an zwei Stellen passiert.

Dann habe ich gewartet und die ganze Zeit gehofft das mein Kuchen im Kühlschrank nicht zerfällt während ich darauf gewartet habe bis Alicia mich abgeholt hat.

Als Alicia da war haben wir uns beide bei mir fertiggemacht, ich sah einfach nur niedlich aus und ihr Kostüm war der Hammer! Und mein Kuchen hatte überlebt.

Wir sind dann im Schneckentempo und mit Luftanhalten an jeder Kurve zur Uni gefahren wo mein Kuchen endlich gebührende Anerkennung gefunden hat. Außer meinem Gehirnkuchen gab es noch Pickelmuffins, auch grundsätzlich sehr eklig, die konnte man sogar ausdrücken! Und Organ-chutney und ein zwei andere Sachen.

Es gab Arielle, Herkules, zwei Mal Schneewittchen und die sieben Zwerge, Zootopia und wahrscheinlich noch ein oder zwei weitere Disney-Film-Verkörperungen an die ich mich nicht erinnern kann. Aber es war eindeutig das wir bei weitem die besten Kostüme hatten.

Nachdem auch mein Kuchen den ersten Platz des gruseligen Essens gewonnen hat und wir die besten Kostüme hatten haben wir leider trotzdem nicht gewonnen. Es gab nämlich noch Spiele: Einen Aufkleber mit einem Bakterium mittig auf ein Plakat kleben nachdem man mit verbundenen Augen im Kreis gedreht wurde, einen Pipettenspitzen-Steck Contest, bei dem ich um Haaresbreite zweiter geworden bin, und ein Spiel bei dem man den Preis von Laborgeräten schätzen musste. Letzteres war leider unfair, weil ein Labor aus Leuten bestand, die immer alles für das Labor bestellen. Und dann war da noch die Vorführung: jedes Labor musste seine Kostüme präsentieren, entweder indem man sich einfach hingestellt und hübsch ausgesehen hat, oder durch eine einstudierte Showeinlage. Da wir erst fünf Minuten vor Beginn davon gehört hatten und zudem beängstigend wenig Ahnung hatten was in Alice im Wunderland passiert, hat jeder von uns einen Satz gesagt und das wars. Am Ende haben wir schließlich den dritten Platz von sieben gemacht, nicht schlecht, aber auch nicht umwerfend.

Danach haben wir ganz viele Fotos gemacht und uns noch ein bissen vergnügt. Alicia musste tatsächlich nochmal ins Labor und ein Gel laufen lassen, Chris und ich haben sie begleitet und wir hatten eine besonders entspannte und gemütliche Stunde im Labor. Meinen Kuchen habe ich auch dort im Kühlschrank gelassen, leider wurde fast nichts davon gegessen, was meinem Perfektionismus zu schulden ist, da er wie geplant, absolut eklig aussah.

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